Das Waldheim

Wandergebiet Rheingrafenstein

Hinsetzen, entspannen, Freunde treffen, einfach nur so… Das Waldheim

Im schattigen Biergarten sitzen, den Durst löschen, den Hunger stillen, die Kinder auf dem Waldspielplatz spielen lassen und dank ihres fröhlichen Geschreis in der Nähe wissen, während der Hund, nachdem er am Wassernapf geschleckt hat, unterm Tisch döst und dabei die Ohren spitzt, der Zunge freien  Lauf und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen – das ist das Waldheim. Neben den Mountainbikern, die ihre Räder abstellen, sind zwei Pferde angebunden. Die Reiterinnen gönnen sich eine Traubenschorle. Am Tisch nebenan stößt die Wandergruppe, die die 9 Kilometer lange ClassicTour Rheingrafenstein bewältigt hat mit großem Hallo auf Vereinsfreund*innen, die gleich ohne Umweg zum Waldheim gekommen sind. Der Betrieb ist einfach aufgezogen, man bestellt und geht zum Ausgabetresen, wenn die Nummer aufgerufen wird. Bei ungünstiger Witterung ist es auch in der warmen Schankstube gemütlich. Alles läuft entspannt und unkompliziert, dabei ist die Küche gut. Koch Uwe Dörr hat sich seit Jahrzehnten seinen guten Ruf verdient.
Das Waldheim ist das Domizil des Wanderclubs Nahetal, der 1919 den 100. Geburtstag feiern konnte. Naturliebe ließ sich eine Gruppe von Frauen und Männern nach dem 1. Weltkrieg zusammenfinden. Raus aus der Enge der Stadt, der beklemmenden Not, in der Natur ein Stück Freiheit und Gemeinschaft genießen, das war die Triebfeder der Wanderfreunde, die schnell Zulauf gewannen. Geld hatte man keins, aber dafür Gemeinschaftssinn, Muskelkraft, handwerkliches Können und Ausdauer. So baute man von 1922 bis 1927 ein Haus. Jeder Stein wurde mit der Schubkarre vom Steinbruch herangeschafft. Man spielte Theater, um Einnahmen zu erzielen. Das Waldheim wuchs, erhielt auch 20 Gästebetten. Dann der Rückschlag: In der Nazizeit musste der Verein seine Aktivitäten einstellen, das Heim beschlagnahmte die Wehrmacht. Erst 1948 konnten die Wanderfreunde wieder darüber verfügen. Doch 2007 brannte es nieder. Ursache ungeklärt. Und wieder bewies der Verein seinen Zusammenhalt: Die 100 Mitglieder stemmten die Aufgabe des Wiederaufbaus – 2009 wurde das Neue Waldheim wiedereröffnet. Was für ein Glück!