Katholische Nikolauskirche
Vom Karmeliterkloster zur Pfarrkirche
Die Nikolauskirche
Das Kirchenschiff der Nikolauskirche nimmt die Schmalseite des Eiermarktes ein. Seit 750 Jahren ist die Kirche ein sakraler Mittelpunkt der Stadt. Im Innenraum, durch den nur durch die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts gefiltertes Licht eindringt, umfängt die Besucher*innen eine meditative Stille. Die Kirche ist dem Heiligen Nikolaus von Myra geweiht. Die wuchtigen, gedrungenen Säulen des Langhauses mit dem Kreuzgewölbe vermitteln die Karmeliterkirchen typische betonte Schlichtheit des Baustils. Dieser der Armut und Kontemplation verpflichtete Orden übernahm 1281 eine Kapelle des Grafen von Sponheim, in der Folge wurden die Kirche und ein großes Klosterareal gebaut. Nach zeitweiliger Aufhebung durch die Reformation erfolgte um 1630 die Neueinrichtung als strenges Reformkloster. Die zeitweiligen französischen Machthaber lösten das Kloster auf. Es wurde katholische Pfarrkirche. Bis 1906 wurde die Kirche umfassend renoviert – nachdem man den Plan sie abzureißen verworfen hatte - und erhielt erstmals einen Kirchturm. Dem schlichten Baustil von Karmeliterkirchen folgend zierte die alte Kirche nur ein Dachreiter. Erste Glocken erklangen erst 1706. Mit der um 1900 entstandenen Optik prägt die Kirche bis heute das Stadtbild. Im Inneren bildet der Hochalter einen Blickfang, der sich dem Mäzenatentum der Unternehmerfamilie Puricelli verdankt. Altäre, Grabmäler, Fenster und Skulpturen bieten Gelegenheit für Entdeckungen. Ein besonderes Schmuckstück, das bei Führungen gezeigt wird, ist das Reliquienkreuz aus dem 14. Jahrhundert, das ein kunstvoller Kreuzfuß aus der Werkstatt des berühmten Goldschmiedemeisters Hans von Reutlingen (1465-1547) trägt. Vom Glaubensleben des 16. Jahrhunderts zeugt das „Hungertuch“. Es diente dazu, in der Fastenzeit Kreuze, Altäre, Reliquien und Bilder zu verdecken. Das feine Stück Schweizer Textilkunst zeigt biblische Szenen und Allegorien auf Glauben, Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit. Es lohnt, eine der regelmäßigen Führungen oder die Öffnungszeiten nach dem Gottesdienst zu nutzen, um diesen Kirchenraum auf sich wirken zu lassen.