Freiluftinhalatorium Salinental

Blick in das Salinental Bad Kreuznach, RPT, Trykowki

Frische Meeresbrise im Binnenland – das Salinental

Stellen Sie ich vor: Es ist ein heißer Sommertag, schwüle Hitze, kaum auszuhalten! Doch plötzlich weht eine frische Brise, ein kühlender Lufthauch breitet sich aus und hinterlässt nach einiger Zeit einen Salzgeschmack auf den Lippen. Sie können durchatmen und wundern sich: Riecht die Luft nicht sogar nach Meerestang? Was ist das? Eine Fatamorgana? Nein, Sie sind im Salinental, einer Kulturlandschaft, die seit 300 Jahren der Salzgewinnung gewidmet ist. Im Tal stehen riesige Dornenwände, bis 320 Meter lag und neun Meter hoch. Die Dornen sind in Holzgestelle gepresst. An den Zweigen rieselt salzhaltiges Wasser herunter, verdunstet und taucht so die nähere Umgebung in eine Aerosol-Nebel. Daher kommt also der Salzgeruch.

Aber wozu dienen diesen großen Dornenwände? 

Im romantischen Tal der Nahe zwischen Niederhausen und Bad Kreuznach weist die Gesteinsformation sogenannte Bruchzonen aus. Aus den Tiefen der Felsschichten steigen stark mineralhaltige Wässer auf, sie können durch Klüfte an die Oberfläche oder fast bis an die Oberfläche dringen. Die Mineralwässer sind fast 30 °C warm, sie dürfen sich daher Thermalwasser nennen und enthalten auch ca. 1,5 Gramm Kochsalz pro Liter. Dazu kommt vor allem Jod. Das Natrium-Chlorid ist die Hinterlassenschaft eines Urmeeres, dass ich vor vielen Millionen Jahren in der ganzen rheinhessischen Senke bis nach Kreuznach ausgebreitet hatte. Zunächst in Bad Münster am Stein, seit 1730 auch in Kreuznach begannen findige Unternehmer die Salzquellen für die Salzerzeugung zu nutzen. Sie gründeten Salinen (Salzfabriken). Um Kochsalz zu gewinnen, musste der Salzgehalt auf 26 Gramm pro Liter gebracht werden, und dabei galt es, möglichst wenig Brennmaterial für das Sieden einzusetzen. So erfand der Bergbauingenieur Freiherr von Beust die Verdunstungswände, die mit Schwarzdornzweigen (Schlehen) bestückt wurden. So kann bis heute der Salzgehalt alleine durch die Verdunstung auf 20 Gramm pro Liter gesteigert werden. Immer wieder rieselt das Wasser an den Wänden herab, wird wieder hochgepumpt, rieselt wieder herab, Grad für Grad steigt mit jedem Auf und Ab der Salzgehalt – daher heißten die Holzgestelle Gradierwerke. Im Salinental stehen sechs dieser Verdunstungswände, ein weiteres Gradierwerk befindet sich im Kurpark Bad Münster, zwei kleinere Gradierwände stehen im Kurpark Bad Kreuznach: das macht zusammen mehr als 1,3 Kilometer Länge und mehr als 20.000 Quadratmeter Berieselungsfläche. Sichtbares Zeugnis der historischen Salinen sind auch die Wasserräder und Wassergräben, sie dienten der Förderung des Salzwassers (der Sole) auf die Krone der Gradierwerke. Heute besorgen und Elektropumpen.

Sie befinden sich somit in der größten überhaupt irgendwo erhaltenen Gradierwerklandschaft. Doch Salz wird auch hier wie andernorts nicht mehr mit dieser Technik gewonnen, das wäre zu kostspielig. Doch schon seit dem 19. Jahrhunderten entdeckten viele Kurorte den Gesundheitsnutzen der Soleverdunstung – und so waren und sind die Gradierwerke gewaltige Freilufthinhalatorien, die ein wohltuendes Klima gerade in der Sommerhitze erzeugen. Bis zu 10 ° C kühler ist es in ihrem Umfeld, zudem weht eine frische Brise. Das genießt man auf Galerien oder Bänken im großen Landschaftspark – und atmet ganz tief durch.

Salinentalführer mit Übersichtsplan

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Inhalation am Gradierwerk, RPT, Trykowski

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