Klein-Venedig in der Altstadt Bad Kreuznach

Das Stadtviertel am Ellerbach - ein Mauerblümchen
Klein-Venedig in Bad Kreuznach

Da bleibt der Flaneur erstaunt auf der Fußgängerbrücke auf dem Weg von der Nahe zum Eiermarkt stehen. Der Steg überwindet einen kleinen Flusslauf: den Ellerbach. Im Blickfeld liegt die Mündung des Ellerbachs in die Nahe. Hier beendet der Bach nach 27,2 Km seinen Weg, der auf über 500 Meter Höhe im Soonwald begonnen hat. Bachaufwärts schaut man auf einen Gebäuderiegel, der den Blick verstellt. Hier befindet man sich an einer geschichtsträchtigen Stelle der Stadt. Denn die Häuserzeilen, deren pittoreske Rückseiten – meist schmuck renoviert und farbig angelegt – am Bach liegen, stehen beiderseits auf der alten Stadtmauer. Die östliche Seite war die Mauer des Burgbezirks. Der zog sich von der Kauzenburg bis zur Ellerbachmündung. Ein kleiner Turm – später mit barocker Haube versehen – „die Peffermiehl“- markiert noch heute den Punkt, an dem die langen Mauern des Burgfriedens zusammentrafen. Auf der westlichen Seite lag die Stadtmauer, die die Bürgerschaft der Handwerker, Händler und Bauern umschloss. So profitierten beide Bezirke vom Ellerbach, der lange Zeit vor allem als Abwasserkanal insbesondere auch für die Gerber diente. Wollten die Bürger in den Burgbezirk mussten sie durch die Schlagpforte gehen. Die Stadtmauer, die um 1300 entstand, zu bebauen war verboten. Dass man es trotzdem tat, und Abrissverfügungen ignorierte, lag daran, dass diese innerstädtischen Mauern nicht mehr als Schutz gebraucht wurden und die Stadt um 1500 wegen des Bevölkerungszuwachses unter Raumnot litt. Daher wurde auch die Brücke bebaut, auf der der anfangs erwähnte Gebäuderiegel steht. Wer durch die Fußgängerzone spaziert, merkt gar nicht, dass er eine Brücke über den Ellerbach passiert, die beiderseits von Fachwerkbauten gesäumt ist. Dank Stadtsanierung präsentiert sich das Viertel heute als schmuckes Mauerblümchen. Besonders schön ist die abendliche Stimmung, wenn im Bachbett Freilichtkino oder Theater aufgeführt wird. Vom Standort auf der Brücke erkennt man auch die Reste des alten Fischertors. Von dort aus gingen die Fischer zu ihren Kähnen im „Ellerbachhafen“. Das Gewerbe starb vor etwa 50 Jahren aus.

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