Urmeerstrand

Wandergebiet Rotenfels

Vom Urmeer zum Steinbruch

Der Wanderweg vor läuft oben auf der Hangkante eines Steinbruchs. Hier werden seit 60 Jahren Steine aus dem Rhyolithmassiv gebrochen, die wegen ihrer Härte vor allem als Schotter für den Straßenbau Verwendung finden. Die Grenze des Steinbruchs verläuft genau an der Gemarkungsgrenze der Stadt Bad Kreuznach. Der Betreiber wünscht eine Erweiterung, für die 60.000 Quadratmeter Wald weichen sollen. Die Stadt hat diesem Anliegen bislang nicht entsprochen. Bemerkenswert ist der Steinbruch auch, weil er tiefe Einblicke in die Erdgeschichte ermöglicht. 
Der Steinbruch baut Rotenfels-Rhyolith aus dem Erdzeitalter Perm (290 Millionen Jahre alt)  ab. Auf diesem alten Gestein lagert eine viel jüngere Sand- und Kiesschicht aus dem Erdzeitalter Tertiär (30 Millionen Jahre alt). Das lest sich recht gut in der Färbung der Wand erkennen. In jener Zeit war über den Rheingraben das rheinhessische Becken an die Nordsee angeschlossen. Es bildete sich ein Binnenmeer. Erhebungen wie der Rotenfels oder auch der Rheingrafenstein ragten wie Inseln aus einer Wasserfläch, die sich von Mainz bis in das Naheland erstreckte. Dort, wo sich heute der Steinbruch befindet,  brandete ein Ausläufer der Ur-Nordsee gegen die Rotenfels-Insel. Fossilienfunde geben Aufschluss über die Tierwelt des Urmeeres: Austern, Haie, Rochen, Papageifische, Thunfische, Schildkröten, Krokodile und Seekühe sind hier über Schalen, Zähne und Knochen nachgewiesen. Auf der Insel lebten in einem Nadelbaum-Wald Moschushirsche. Die Funde sind Indizien für ein Ökosystem wie im heutigen Südostasien. Das Klima war damals tropisch bis subtropisch. Unser Bild zeigt einen 3 cm großen Haifischzahn, den man im Steinbruch fand. Er gehörte in das Gebiss Zahn des Heringshais Araloselachus cuspidatus. Exemplare dieses Fischfressers hinterließen überall in Rheinhessen bzw. dort, wo sich das Urmeer befand, ihr Gebiss. Man fand die Zähne schon im Mittelalter und hielt sie für Relikte mal von Hexen, mal von Drachen.