Schinderhannes-Loch

Vitaltour Ebernburg

Vom Viehdieb zum Raubmörder

Johannes Bückler (1779 - 1803) gilt als der berühmteste Kriminelle der an Räuberbanden reichen Zeit zwischen 1770 - 1815 und hat Fantasie, Film und Theater inspiriert. Der Sohn eines Abdeckers und Scharfrichters begann seine kriminelle Laufbahn mit 15 Jahren, bestahl seinen Meister, versuchte dreimal eine Lehre zu machen und ging bald zum Viehdiebstahl über.  Er tat sich dabei mit verschiedenen wechselnden Gefährten  zusammen. Zu den Viehdiebstehlen kamen Einbrüche, Totschlag und ein erster Mord. Schinderhannes wurde in seiner Laufbahn fünfmal verhaftet - viermal konnte er fliehen, einmal spektakulär aus dem Gerichtsturm zu Simmern - und sich der Verurteilung entziehen.  130 Straftaten von Diebstahl, über Erpressung bis zu Toschlag und Raubmord sind aktenkundig. 1802 gelang es ihn bei Frankfurt festzusetzen. Er wurde an die Franzosen ausgeliefert, die ihn nach einem Prozess am 20.11.1803 zusammen mit 19 Mittätern im heutigen Volkspark hinrichteten. In den Jahren 1799 bis 1802 lag die intensivste Phase des krimellen Laufbahn des Schinderhannes. Er spezialisiert sich auf Raubüberfälle und Einbrücke, lauert Kolonnen mit Kaufleuten auf  - oft Juden - oder erpresst Schutzgeld. Sein Haupttätigkeitsgebiet lag im Hunsrück und an der mittleren Nahe. Geschickt wechselte er aber auch auf die andere Rheinseite, um sich in der Verfolgung durch Grenzübertritt zu entziehen. Berühmt ist seine letzte Lebensgefährtin (die neunte), Juliana Blasius (Julchen), die ein gemeinsames Kind hatten.

Das Schinderhannesloch

"Oft wird im Zusammenhang mit dem Bergbau am Lemberg „Das Schinderhannesloch“ erwähnt. Dieser Stollen in der Nähe des Trombacher Hofes gehört zum weitverzweigten Stollensystem des Bergbaugebietes am Lemberg (Schmittenstollen).  Der Stollen ist nur ca. sches Meter lang und war nur ein Versuchsstollen. Ob tatsächlich Bückler, der Schinderhannes dort war, ist nicht belegt. Fakt ist aber, daß er im Jahr 1801 nach einem Raubüberfall - und auch später wiederholt - in einem Stollen am Lemberg mit seinen Mittätern die Beute teilte. Nach dem Raubüberfall floh die Bande über Sobernheim nach Oberhausen und erschien am Abend des 12.April bei Wilhelm Bollenbach, der sie aber seines Hofes verwies. Man versteckte sich dann in einem der zahlreichen Lembergstollen, wurde von Friedrich Leyrith mit Proviant versorgt, teilte die Beute und zog am nächsten Tag weiter", das hat Matthias Harke, der Pächter des Schmittenstollen, recherchiert.

Einer dieser Raubüberfälle erfolgte am 29. Januar 1801 in Merxheim. Aufgehetzt durch einen örtlichen Beamten brachen Schindehannes und zwei Gefährten in den Laden des jüdischen Händlers Jacob Bär ein, schlugen diesen nieder und raubten ihn aus. Nachtwächter und Passanten unternahmen nichts, um den unbeliebten Händler zu schützen.  Die Flucht führte dann in die Bergwerke des Lemberg. Im nahe gelegenen Fährhaus von Oberhausen bezog die Bande ab 1798 des Schinderhannes zeitweise ihr "Hauptquartier".

Literatur: Scheibe Mark: Schinderhannes: "Nichtsnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann. Kelkheim 2008. (Aus den Gerichtsakten vollständig rekonstruierte Laufbahn des Schinderhannes).