Ruine Rheingrafenstein

Das Felsennest hoch über Bad Münster am Stein: Die Burgruine Rheingrafenstein

Man muss einfach die Fähre nehmen!  Von ihrem Ableger hinterm Kurmittelhaus am Kurpark in Bad Münster am Stein schaut man auf die andere Seite der Nahe und blickt auf einen markanten Felsdorn. Oben befinden sich die Reste der Burg, die an dem Felsen kleben wie Schwalbennester und fast unsichtbar sind. Wer dorthin will, setzt mit der Fähre über, sie wird mit der Hand gezogen. Die Fähre verkehrt übrigens seit fast 300 Jahren zwischen den Ufern. Die Zeit auf der Fähre gibt Gelegenheit, die Stille und romantische Stimmung dieses Ortes aufzunehmen. So gelang man ins Huttental. Zur Burg geht es hinauf auf einer Treppe, die sich in Serpentinen um den Felsen windet. Auf dem Weg nach oben entdeckt das kundige Auge Aufschlüsse in den Berg, kleine Stollen und Spuren von Grabungen. Das sind Überreste des Kupferbergbaus, der hier einst getrieben wurde. In 245 Metern Höhe, auf einem Felsdorn, der 135 Meter aufragt, liegen die wenige Reste der Ruine Rheingrafenstein. Im 11. Jahrhundert wurde auf dem damals „Huhinstein“ genannten Felsen die Burg erbaut. Ihre Besitzer nannten sich „Herren vom Stein“. Durch die Vermählung Siegfried I. vom Stein mit Lukardis, der Tochter des Rheingrafen Embrich vom Rheinberg erbte ihr Sohn Wolfram die rechtsrheinische Rheingrafschaft. Nach der Schlacht bei Sprendlingen im Jahre 1279 verlor Siegfried II. seine rechtsrheinischen Besitzungen an den Erzbischof von Mainz und verlegte seine Residenz nach hier und nannte den Felsen „Rheingrafenstein“. Im 14. und 15. Jahrhundert erbten die Rheingrafen durch Heirat die Wildgrafschaft und die halbe Grafschaft Salm. Im Jahre 1610 bildete sich eine eigene rheingräfliche Linie – die „Rheingrafensteinische“. Während des 30 jährigen Krieges wurde der Rheingrafenstein, eine stattliche Schlossanlage, von den Spaniern und den Schweden eingenommen. Im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 wurde die Burg unter dem französischen König Ludwig XIV. von General Mélac zerstört. Die Rheingrafen zogen um auf das heutige Schloss Rheingrafenstein.  Im Jahre 1721 wurden die Ruinen zum Bau der Salinen in Münster freigegeben. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren die Ruine und das Dorf Münster am Stein Teil einer kleinen Grafschaft – der letzte Vertreter Graf Magnus, seine Residenz befand sich in Gaugreweiler -  endete im betrügerischen Bankrott und verlor seine Güter. Im Jahre 1835 kauften die Nachkommen der „Wild- und Rheingrafen“ - die Fürsten von Salm-Salm - den Rheingrafenstein und das Huttental von der Gemeinde Münster wieder zurück. Die Ruine gehört bis heute dem Fürstenhaus. Von der Burg erhalten sind Teile der Mauerrings, Treppen zum Wohnturm und die Grundmauern des Treppenturms. Auf einer Aussichtsplattform genießt man den Ausblick in das Nahetal und auf den Ort Bad Münster am Stein-Ebernburg. Die Ruine ist ganzjährig frei zugänglich.

Gefälschtes Bild?

Das Schwarz-Weiß-Motiv zeigt die schlossartige Burganlage - möglicherweise nicht unbedingt realistisch - hoch oben auf dem Rheingrafenstein. Das Motiv stammt aus den Jahren nach 1620 in einer Sammlung von Ortsansichten (Meissner/Kiesser) und datiert damit knapp 70 Jahre vor der Zerstörung der Burg durch die Soldaten des Königs von Frankreich. Seltsamerweise wird das Motiv dann im 18. Jahrhundert wiederholt - und kombiniert den Anblick der Burg mit den Salinen. Erstens wurde die Burganlage aber 1688 so zerstört, dass die Grafen auf ein Schloss im Hinterland Richtung Kuhberg umzogen. Zweitens wurden die Salinen ab 1730 errichtet - also Jahrzehnte nach der Zerstörung. Es scheint, als hätte der Maler schlicht das Motiv der alten Vorlage aus dem 17. Jahrhundert übernommen - ohne sich um die reale Ansicht zu kümmern. Gleichwohl zieren die Gemälde heute das Schloss Anholt der Fürsten Salm-Salm (Original) und auch das Museum im Schlosspark (Kopie).