Die Kauzenburg (Wandergebiet Rotenfels)

Die Kauzenburg wir sie heute sehen, beruht auf einem Umbau des Architekten Gottfried Böhm, der 1976 abgeschlossen war. Die Berühmte modulare Fassade hat er in genau dieser Form zeitgleich bei einem Bürgerhaus in Bergisch-Gladbach realisiert. Der Architekt versah das noch außen sichtbar Mauerwerk der Ruine Kauzenburg mit kubistischen Erkern und verwendet reichlich Glas, Metall und Weinrot.

1969 hatte der Weinhändler Elmar Pieroth das Anwesen übernommen. Er wollte eine neue touristische Attraktion schaffen und räumte die im 20. Jahrhundert zugewachsene Bausubstanz ab. Er schuf die Kauzenberg-Stiftung, die verantwortlich ist für die Nutzung der historisch wertvollen Burgkeller und die Kauzenburg Betriebsgesellschaft GmbH für den Betrieb von Restaurant und Hotel als Einheit. Neuerdings operieren Hotel und Restaurant unabhängig voneinander. Das Hotel hat übrigens in einer umgebauten ehemaligen „Flak-Kaserne“ Raum gefunden, die auf dem Kauzenberg platziert war.

Das Ziel, hier einen touristischen Magneten zu schaffen, hat man durchaus erreicht. Bis vor wenigen Jahren war das „Rittermahl“ im Kauzenburgkeller ein bundesweit – z.B. über Ameropa-Reisen – beworbenes Highlight und so war Bad Kreuznach mit diesem Angebot sichtbar auf vielen Fernbahnhöfen mit großen Plakaten vertreten – und natürlich auch auf anderen Werbemitteln. Burgen und Ruinen sind bis heute wichtige Landmarken. Aber es ist natürlich allein wegen des Aufwandes der Denkmalunterhaltung immer wieder eine Herausforderung diese touristisch zu erschließen. Burgen in privatem Eigentum – und das sind die meisten – sind daher öffentlich gar nicht zugänglich. Die touristische Inwertsetzung des Umbaus hat nun 40 Jahre gut funktioniert, allerdings hat sich Akzeptanz und Frequenz des Restaurantangebotes allmählich reduziert und dies führte nun sogar zur Schließung. Der Cateringservice Mikes Catering mit Mike Schneider wagt nun mit neuem Konzept einen Neuanfang, dem wir den besten Erfolg wünschen. Der Keller hier spielt da zunächst keine große Rolle, vielleicht finden sich aber Kooperationspartner, die ergänzende Ideen entwickeln.

Es scheint somit wieder eine Phase der Neuorientierung anzustehen, ein guter Anlass um zurück zu schauen.

Es begann mit einem Bauverbot. Als Graf Gottfried III. sich entschloss, hier eine Burg zu bauen, um seinen Besitzkomplex um Bad Kreuznach aufzuwerten, verbot König Philpp von Schwaben – damals im Thronstreit mit dem Welfen Otto – im Interesse des Bischofs von Speyer den Bau. Der behauptete noch viele Jahre, die Besitzungen in cruciniacum oder crucenach gehörten eigentlich aufgrund einer königlichen Schenkung in grauer Vorzeit (wahrscheinlich um 1050) ihm. Der Graf hat das ebenso ignoriert wie seine Nachfolger und die Burg wurde gebaut. Sie ersetzte ein „festes Haus“ im Bereich Eiermarkt, das bis dato wohl Aufenthaltsort der Grafen war. Eine Burg war aber das standesgemäße Zeichen der Herrschaftssicherung und als Standort bot sich der Bergsporn an.

Wir wissen nicht wie die Burganlage damals aussah. Sie war im Vergleich mit anderen nicht groß. Mit Sicherheit gab es eine Wohnturm und später das Haupthaus  - den Pallas. Diese Anlage wurde aber dennoch zu einem wichtigen Faktor der Stadtentwicklung. Denn der Burgbereich, in dem Burgmannen wohnten zog sich viel weiter und deckte den Raum zwischen dem Hauptarm der Nah und dem Ellerbach ab. Um diese Gesamtlanlage entstand die große Burgmauer – die Pfeffermühle (heut mit barocker Haube) war einer von vielen Türmen dieser Wehranlage.

In diesem Bereich – und auch außerhalb gab es viele Burgmannenhäuser als Sitze des Niederadels. Es dürften über 20 solcher stattlicher Gutshöfe gewesen sein.

Aus der Kernburg entwickelte sich eine große Anlage, so wie wir sie auf den alten Merianstichen sehen, mit großem Pallas, zwei Türmen, drei Toren, Gräben, Brücken, Brunnenanlagen, Wirtschaftsgebäuden (Schmiede und Schweinestall und andere Ställe, Kelterhaus).

Die Burg bildete einen eigenen Rechtsbezirk – eine Stadt in der Stadt – verwaltet vom Burggrafen, der auch Gerichtsherr war. Wer mit Bewohnern der Burgbezirks – etwa wegen Geldforderungen – im Streit lag, musste sein Recht vor dem Burggericht, nicht vor dem Stadtgericht suchen.

So war die Burg Zeichen der Herrschaft über die Stadt. Und sie wuchs sich zur richtigen Feste aus. Sie wurde nach dem Aussterben der Sponheimer unter deren Erben geteilt, was bedeutete, dass detailliert geregelt werden musste, wer wie was nutzen durfte.

Das 17. Jahrhundert muss mal das Schicksalsjahr des Schlosses sehen.  Es war mittlerweile mit einem Kranz von Bastionen versehen, wie wir auf alten Abbildungen sehen.

Auch diese bewahrten es vor der dreimaligen Eroberung durch den Spanier Spinola (1620) – die die Festung weiter eroberten, durch den Schwedenkönig Gustav Adolf, der hier fast erschossen wurde (die Kugel traf den Adjutanten) und durch die Franzosen (1639).

Sie waren es auch, die das Ende der alten Festungsanlage in den Orleanschen Kriegen brachten, als Ludwig XIV. erfolglos versuchte, das Rheinland zu erobern. 1688 ließ der General Louis-François de Boufflers die Burg sprengen. Den Keller hier füllte man mit Reisig und ließ ihn mehrere Tage ausbrennen, um das Gestein mürbe zu machen.

Es war also eine Ruine, die der französische Beamte Andreas von Recum (1798-1814 gehörte die Stadt zu Frankreich), erwarb. Sie gehörte zu seinem großen Landschaftspark, der Schloßpark, Kauzenberg und große Teile des Stadtwaldes umfasste.

In den Fundamenten der zerstörten Burg sind später große Gewölbe und Keller aufgefunden und wieder ausgeräumt worden. Diese waren wahrscheinlich zu Waffenniederlagen bestimmt, dienten dann aber zur Aufbewahrung des wohlbekannten Schloss Kanzenburger Weines. Dieser gehörte zu den besten der Rheinprovinz.
Die Burg blieb bis 1881 im Besitz der Familie und gehörte zuletzt Otto von Recum, ging dann an die Kreuznacher Familien Puricelli und Gräff über. Heinrich Puricelli war es, der den Burgkeller renovierte und neu ausbaute und schon um 1900 hier wieder „Rittermahle“ als touristische Events durchführte. Die Burg war im Besitz der Witwe Werren, als 1969 der Weinhändler Elmar Pieroth, das Grundstück und die Kauzenburg erwarb.