Geselliges Treiben im Kurpark vor 1900

200 Jahre Heilbad - Geschichte und Gegenwart

Schon die Kelten und Römer schätzten die Vorzüge, die ihnen das Nahetal zu bieten hatte: ein mildes Klima, günstige Siedlungsbedingungen und auch die Heilkräfte der hiesigen Natur. Letztere verleihen Bad Kreuznach sein heutiges, unverwechselbares Gesicht.

Schatz der Natur: die Heilquellen des Salinentals

Im Nahetal zwischen Bad Münster am Stein-Ebernburg und Bad Kreuznach treten an vielen Stellen salzhaltige Quellen aus.
Sie dienten lange Zeit der Salzgewinnung, die in beiden Orten von 1720 bis 1730 begann. In dieser Zeit entstehen die Gradierwerke, mit denen Speisesalz in beiden Orten das kostbare "weiße Gold" - Salz - gewonnen wird.
Das Salinental in Bad Kreuznach und der Rest der Saline im Kurpark Bad Münster am Stein sind bis heute Denkmäler der Salzgewinnung.
1817 führte Dr. Johann Peter Erhard Prieger Sole-Trinkkuren und -Badekuren ein, nachdem er die gesundheitsfördernde Wirkung der Solequellen wiederentdeckt hatte.
Bad Kreuznach entwickelt sich rasch zur internationalen Kur- und Badestadt. 1843 wird das erste Kurhaus in Betrieb genommen – der Beginn eines stetigen Aufschwungs der Kur in Bad Kreuznach. Auf der von der Nahe und dem Mühlenteich gebildeten Insel enstand ein ganz neues Stadtviertel, der Badewörth. Hier flanierten im 19. Jahrhundert Gelehrte, Aristokraten und gut betuchte Bürger aus ganz Europa – vor allem aus England und aus Russland. Auch Bad Münster nutzte die Quellen für Kuren und entwickelte sich zeitgleich im 19. Jahrhundert zum beliebten Kurort für Frauen und Familien.
Englische Kurgäste restaurierten auf eigene Kosten um 1850 den gotischen Chor der Pauluskirche in Bad Kreuznach. Die Pauluskirche war die einzige Kirche des Rheinlands, in der Gottesdienste nach anglikanischem Ritus abgehalten wurden.
Bis zum Ersten Weltkrieg erlebten beide Kurorte eine Blütezeit. Maßgeblich dafür war die Entdeckung und die medinischen Nutzung der Radioaktivität der Kreuznacher Heilquellen durch den Kreuznacher Apotheker Dr. Karl Aschoff ab 1904. Aschoff eröffnete auch den bis heute aktiven Radonstollen. Bad Münster am Stein erhielt den Bad-Titel als Namenszusatz bereits 1905, Bad Kreuznach erst 1924.

Salinental - Salzfabrik mit Gradierwerklandschaft 1909

Radontherapie und Kriegszeiten

Der Nutzung eines radioaktiven Elementes für medizinische Zwecke verdankten die beiden Heilbäder einen neuen Aufschwung. Kreuznach war eines der ersten Heilbäder der Welt, das radioaktive Strahlung für Therapien einsetzte:

1904 entdeckte der Kreuznacher Apotheker Dr. Karl Aschoff den Radongehalt der Salzquellen und entwickelte die Radontherapie. Zunächst badete man im radonhaltigen Wasser der Quellen beider Heilbäder. 1912 wurde der Heilstollen eröffnet. Er ist bis heute in Betrieb. In Bad Münster nutzte man den Radongehalt des Wassers und reicherte es später für Inhalationen an.

In diesen Jahrzehnten entstehen auch die prachtvollen Bauten, die das Kurviertel unserer Tage so sehenswert machen. Sie verdanken einem internationalen Boom ihre Entstehung, den die Kur in Bad Kreuznach dank der Radontherapie erfuhr.

Die beiden Weltkriege und die darauf folgenden Besatzungszeiten unterbrachen oder zerstörten den Kurbetrieb, so dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein Neuanfang nötig war.

Die Kur seit 1955

Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges erfolgte ein Wiederaufstieg im Zeichen der Vorsorge und Sozialkur. Viele Kliniken entstanden, unzählige Gäste absolvierten in Bad Münster am Stein-Ebernburg und Bad Kreuznach Ambulante Kuren. Vor allem Menschen mit Leiden des Bewegungsapparates, Rheumatiker nutzen bis heute das Kreuznacher Verfahren, das den Einsatz von Sole und Radon kombiniert.
Beide Heilbäder erlebten den Einbruch der Kuren ab 1993 durch die Leistungskürzungen im Gesundheitswesen. Bad Kreuznach erneuerte seit 1998 umfassend seine Kur-Angebote. Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein entschlossen sich, ab 2014 eine gemeinsame Stadt zu bilden.

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